Das Internet hat so etwas wie die Demokratisierung von Medien und freier Berichterstattung herbeigeführt. Der Kostenfaktor Druck fiel für Verlagshäuser, aber auch Einzelpersonen weg. Es entstanden unabhängige Medien, wie die radikale Plattform Indymedia und verlagsunabhängige Publikationen wie die Netzeitung. Mit den Videoplattformen wie Youtube wurde das Monopol der TV-Sender gebrochen, mit den Podcasts das der Radiosender. Jeder kann heute technisch gesehen Nachrichten und Meinungen einer großen Zahl von Menschen zukommen lassen (mit der Ausnahme von China und Nordkorea).
Meistens sind freie Medien Webseiten
Aber sind durch das Internet wirklich freie Medien entstanden? Der Begriff an sich ist schon problematisch. Denn die Frage stellt sich, von was sie frei sind. Die AfD-Fraktion im Bundestag hatte zum Beispiel zu einer Konferenz der freien Medien geladen. Tatsächlich fanden sich dort nur solche ein, die der Agenda der Partei folgten: Rechte Blogger, Webseitenbetreiber und Youtuber. In den USA hatte das Netzwerk Breitbart versucht, Stimmung für den damaligen Kandidaten und späteren Präsidenten Donald Trump zu machen. Auch dieser Online-Kanal sah sich als Teil der freien Medien. Im linken Spektrum ist Indymedia ebenfalls ein Beispiel, wie man sich von klassischen Medien wie öffentlich-rechtliche Sender und Tageszeitungen absetzen will.
Andere Maßstäbe
Interessant dabei ist, dass die Maßstäbe für selbsternannte freie Medien andere sind – wenn überhaupt vorhanden. Medien sind zunächst einmal nur technische Instrumente, um Nachrichten zu verbreiten. Im weiteren Sinn sind sie aber journalistische Institutionen, die bislang Qualitätsstandards aufstellten. Diese wurden zum Beispiel an Journalistenschulen gelehrt. Nicht alle halten sich immer daran, wie man an der Bildzeitung sieht, aber weitgehend werden die Standards akzeptiert.
Bei den neuen freien Medien bedeutet der Begriff Freiheit, sich von diesen Standards wie Trennung von Bericht und Kommentar, Ausgewogenheit und Faktentreue lösen zu können. Freie Medien wollen vor allem das Recht der freien Meinungsäußerung in Anspruch nehmen, aber nicht bessere Medien sein.